Mittwoch, Mai 22, 2013

Ein bisschen Punk schadet nicht - Dharma Punx

Urlaubszeit ist Lesezeit und obwohl ich nicht richtig Urlaub habe, bleibt gerade jetzt, bevor es im Juni seminarmäßig wieder richtig rund geht, mal ein bisschen Zeit zum Lesen. Und dabei habe ich so einige Bücher entdeckt, die ein bisschen besonders sind und die ich euch deshalb vorstellen möchte.

Dharma-Punx vom amerikanischen Autor Noah Levine
 

Der Verlag schreibt dazu: "Der Amerikaner Noah Levine, im Alter von 32 Jahren inzwischen ein angesehener Meditationslehrer in den USA, findet in seiner Jugend die in der Gesellschaft vorherrschende Konsumorientierung abstoßend. Sein Herz schlägt für den Punk, aber das Bedürfnis, die eigene Hoffnungslosigkeit zu betäuben, sorgt dafür, dass die hehren Ideale rasch der Drogensucht zum Opfer fallen. Levine stürzt tiefer und tiefer, bis sein Vater ihn im Jugendgefängnis in eine spirituelle Praxis einweiht, die Stück für Stück sein Leben auf den Kopf stellt: Levine beginnt zu meditieren. Als hätte jemand damit einen Schalter umgelegt, schöpft er mit einem Mal Mut und Zuversicht, zu einer besseren Welt beitragen zu können."

credits: Verlag Kamphausen

Was sich hier so leichtfüßig anhört, liest sich im Buch ganz anders. Als Leser begleitet man den jugendlichen Noah durch einen Sumpf aus Alkohol, Drogen und Punk und das über die Hälfte des Buches. Immer wieder fühlt man sich mit ihm am Ende - wenn wieder einer seiner Freunde stirbt und das Leiden gar nicht aufhören will. Trotzdem hat man das Gefühl, dieser Junge könnte da rausfinden und einen anderen Weg einschlagen.
Ich habe mich lange gefragt, wieso ich dieses Gefühl hatte, jetzt mit einigem Abstand, meine ich es zu wissen: Als Leser begleitet man Levine nicht nur durch seinen Sumpf, sondern auch in seiner Reflektion über sein Tun. Und das macht den Unterschied. Immer wieder stellt er seinen Weg in Frage und ihm ist klar, dass er das nicht sein möchte, was er ist - gewalttätig, zerstörend, abhängig.
Und dann, ab etwa der Hälfte des Buches darf der Leser ihn auf seiner ernsthaften Suche begleiten, einer Suche, die ebenfalls keinen geraden Weg kennt, die rumeiert zwischen verschiedenen Meditations- und Lebensführungs-Praktiken und auf der ganzen Welt. Erst als er sein Punksein akzeptiert und es ihm gelingt damit im Einklang zu sein, gleingt es ihm auch zu seinem wahren Selbst zu finden, das achtsam und liebevoll ist. So wird aus einem Gewalttätigen ein Liebender und Lehrender.
Ich finde diese Autobiographie spannend und ehrlich, keine Schönfärberei, sondern eher eine schonungslose Abrechnung mit dem was ein Mensch alles in sich tragen kann. Wir sind niemals nur Hass und nur Liebe, aber diese scheinbaren Gegensätze sind einfach die zwei Seiten einer Medaille. Und welche Seite wir leben, das liegt in uns. Levine hat seinen Weg durch Meditation gefunden. Das ist eine Möglichkeit zu seinem wahren Selbst zu finden. Hier zeigt jemand, wie aus einem Defizit, aus einem Außenseiter ein Mensch wird, der der Gesellschaft viel zurückgeben kann. Er wird darüber aber nicht zum Rockstar oder zum Politiker oder zum erfolgreichen Geschäftsmann, er bleibt einfach Punk, der Meditation unterrichtet und Jugendlichen hilft ihre Sicht auf die Welt zu ändern und aus Negativem Positives entstehen zu lassen, ohne die kritische Sicht auf die Dinge zu verlieren. 
credits: Verlag Kamphausen

Noah Levine hat mit Dharma Punx eine weltweit aktive Initiative ins Leben gerufen hat, die junge Menschen unterstützen möchte, ihre nach außen gekehrte Rebellion in eine innere Revolution zu verwandeln: „Es ist so leicht, auf alles, was an der Welt nicht in Ordnung ist, mit dem Finger zu zeigen. Viel wichtiger ist es dagegen, daran zu arbeiten, sich von den Fesseln der Angst und der Anhaftung zu befreien, denn Mitgefühl ist unsere einzige Hoffnung“, sagt Levine.

Man muss nicht Punk sein, um die Notwendigkeit zu fühlen, dass es Zeit ist, etwas zu ändern, aber man muss auf der Suche nach der Wahrheit in sich gehen, wenn man wirklich etwas verändern will. Der Balken im eigenen Augen will ja schließlich erstmal erkannt werden und dann spielen meist die Splitter in den Augen der anderen keine Rolle mehr. Diese Botschaft ist mir geblieben aus diesem Buch und dafür bin ich dankbar!
 
Weitere Infos findet ihr auf den Seiten des Verlags, da könnt ihr auch mal reinlesen. Bleibt mir nur noch, euch viel Zeit zum Lesen zu wünschen.

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